Otto von Bismarck
Otto von Bismarck, die treibende Kraft hinter der deutschen Einigung im 19. Jahrhundert, orchestrierte die Gründung des Deutschen Reiches durch eine Reihe entscheidender Kriege, die als Einigungskriege bekannt sind, in den Jahren 1864, 1866 und 1870–1871. Dieser Artikel ist dem Leben des ersten Reichskanzlers von Deutschland gewidmet.
Jeder Deutsche kennt Otto von Bismarck. Er ist eine jener Persönlichkeiten, ohne die Deutschland, wie wir es kennen, nicht existieren würde. Als Meister des politischen Spieles sowohl auf diplomatischer als auch auf militärischer Ebene war er die Person, die am meisten zur Einigung Deutschlands 1871 beitrug. Ich, Samuel Schweiz, bin hier, um Ihnen ein wenig mehr über diesen immer noch vergötterten Politiker – einen der größten Politiker aller Zeiten – zu erzählen.
Steckbrief über Otto von Bismarck
Voller Name | Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen |
Geburtsdatum und -ort | 1. April 1815 in Schönhausen bei Stendal |
Familie und Herkunft | Eltern: Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (Rittmeister und Landedelmann) und Luise Wilhelmine von Bismarck (geb. Mencken; bürgerlicher Herkunft) Geschwister: Bernhard von Bismarck und Malwine von Arnim |
Ehefrau | Johanna von Bismarck (geb. von Puttkamer) |
Kinder | Marie, Herbert und Wilhelm von Bismarck |
Bildung | 1827–1830 Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, Berlin 1830–1832 Gymnasium zum Grauen Kloster, Berlin 1832–1833 Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Göttingen 1833–1835 Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität |
Ämter | 1847–1859 Abgeordneter 1859–1862 Diplomat 1862–1867 Außenminister und preußischer Ministerpräsident 1867–1871 Kanzler des norddeutschen Bundes 1871–1890 Reichskanzler |
Parteizugehörigkeit | außerparteilich |
Adelstitel | Graf von Bismarck-Schönhausen (ab 1865); Fürst von Bismarck (ab 1871); Herzog zu Lauenburg (ab 1890) |
Wichtige Leistungen und Einfluss auf die deutsche Geschichte | Er half bei der Einigung Deutschlands und wurde dessen erster Kanzler; er legte den Grundstein für den heutigen Sozialstaat |
Die wichtigsten Bücher | „Gedanken und Erinnerungen“ |
Sterbedatum und -ort | 30. Juli 1898 in Friedrichsruh |
Grabstätte | Bismarck-Mausoleum in Friedrichsruh |
Lebenslauf Bismarcks
Bismarck musste einen langen und schwierigen Weg zurücklegen, bevor er der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches wurde. Werfen wir einen genaueren Blick auf die wichtigsten Meilensteine auf diesem Weg.
Kindheit, Jugend und Bildung
Otto von Bismarck wurde am 1. April 1815 auf Schloss Schönhausen im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Seine Familie hatte eine angesehene Stellung. Sein Vater, Karl Wilhelm Ferdinand, war Mitglied des altpreußischen Adels, was großen Grundbesitz, großen Reichtum und Einfluss bedeutete. Die Mutter des Jungen, Luise Wilhelmine, war keine Adelige, aber die Familie Mencken brachte viele Gelehrte und Beamte hervor.
Die ersten Lebensjahre Ottos verliefen recht unbeschwert auf dem Gut Kniephof, wohin die Familie 1816 zog. Der Hintergrund der beiden Eltern prägte den zukünftigen Politiker. Von seinem Vater erbte er die Verbundenheit mit der Tradition und den Stolz auf seine Herkunft, während seine Mutter viel dafür tat, dass ihr Sohn eine Ausbildung erhielt, die für eine Karriere als zukünftiger Beamter oder Diplomat geeignet war – nichts anderes wollte sie.
Bismarck begann im Alter von 6 Jahren mit dem Lernen, und im Laufe von 17 Jahren besuchte er mehrere renommierte Bildungseinrichtungen.
1821 | Otto wurde auf Wunsch seiner Mutter auf die Plamannsche Erziehungsanstalt in Berlin geschickt. |
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1827 | Wechsel auf das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, ebenfalls in der Hauptstadt. |
1830 | Wechsel auf das Gymnasium zum Grauen Kloster, das älteste Gymnasium Berlins. |
1832 | Bismarck bestand das Abitur und begann ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Göttingen. Er trat dem Corps Hannovera Göttingen bei und war als geschickter Fechter und Draufgänger bekannt. Er hatte wenig Interesse an Jura und interessierte sich mehr für Geschichte (insbesondere für die Entwicklung des europäischen Staatensystems) und Literatur. |
1833 | Wechsel an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. |
1835 | Otto von Bismarck legte erfolgreich das erste juristische Staatsexamen ab. |
Der Beginn des Werdegangs von Otto von Bismarck
1835 | Nach erfolgreichem Universitätsabschluss wurde Bismarck Referendar am Königlichen Stadtgericht in Berlin. |
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1836 | Er wechselte vom Justiz- in den Verwaltungsdienst. Er bewarb sich erfolgreich beim Regierungspräsidium Aachen und setzte dort sein Referendariat fort. |
1837 | Die Bürokratie langweilte und ermüdete den jungen Mann. Er setzte das wilde Leben, für das er an der Universität bekannt war, fort: Er spielte in Kasinos und gab Geld für Frauen aus. Bismarck nahm einen zweiwöchigen Krankheitsurlaub und reiste mehrere Monate lang mit einer jungen Engländerin, Isabella Loraine-Smith, durch Deutschland. Nach seiner Rückkehr wird er aus dem Staatsdienst in Aachen entlassen, konnte aber eine Stelle in Potsdam finden. |
1838 | Otto von Bismarck brach schließlich mit dem Referendariat und meldete sich als Freiwilliger zu einem Jahr Militärdienst. |
1839 | Nach dem Tod ihrer Mutter am 1. Januar kehrten Otto und sein älterer Bruder Bernhard nach Hause zurück, um die Verwaltung der elterlichen Güter in Pommern zu übernehmen. Es gelang ihnen, die Ländereien rentabel zu machen, und der künftige Eiserne Kanzler tilgte seine Schulden und wurde ein bekannter und gern gesehener Gast in der Gegend. Er bildete sich auch selbst weiter, wenn auch nicht sehr systematisch. |
1844 | Bismarck unternahm einen weiteren erfolglosen Versuch, das Referendariat in Potsdam erneut aufzunehmen. |
Der preußische Beamte gleicht dem Einzelnen im Orchester; mag er die erste Violine oder den Triangel spielen: ohne Übersicht und Einfluß auf das Ganze, muß er sein Bruchstück abspielen, wie es ihm gesetzt ist, er mag es für gut oder schlecht halten. Ich will aber Musik machen, wie ich sie für gut erkenne, oder gar keine.
So äußerte Otto seine Gedanken zum öffentlichen Dienst in einem Brief an seinen Vater (29. September 1838).
Einstieg in die Politik. Diplomatische Arbeit
Im Jahr 1845 wandte sich Bismarck der Politik zu. Er wurde Abgeordneter in den Provinziallandtag von Pommern mit Sitz in Stettin (Szczecin). Im selben Jahr starb sein Vater, und er übernahm die Leitung von Schönhausen, was ebenfalls ein wichtiger Schritt auf seinem Weg war. Während seiner Jahre in Kniephof verkehrte Otto mit den Pietisten wie Adolf von Thadden, die ihn mit den Brüdern Gerlach, wichtigen konservativen Politikern, in Kontakt brachten, und in Schönhausen war er näher zu ihnen.
1846 | Otto von Bismarck erhielt sein erstes öffentliches Amt – er wurde zum Deichgrafen in Jerichow. |
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1847 | Als Nachrücker im sächsischen Provinziallandtag wurde Bismarck Mitglied des Vereinigten Preußischen Landtags. Dort erwies er sich als konservativ und gewann die Unterstützung anderer Konservativer und Monarchisten. |
1849 | Nach der gescheiterten Märzrevolution und der Einführung der Verfassung wurde ein Landtag eingerichtet, der aus dem Herrenhaus und dem Abgeordnetenhaus bestand. Bismarck stellte sich zur Wahl und gewann einen Sitz in der Zweiten Kammer, woraufhin er nach Berlin zog. |
1851 | Auf Vorschlag von Leopold von Gerlach wurde Bismarck von Friedrich Wilhelm IV. zum preußischen Bundestagsgesandten in Frankfurt am Main ernannt. |
1852 | Otto von Bismarck räumte sein Landtagsmandat, das er im Oktober 1851 wieder gewann, nach einem Pistolenduell mit dem liberalen Abgeordneten Georg von Vincke, aus dem beide Gegner unbeschadet hervorgingen. |
1854 | Bismarck wurde auf Vorschlag der Grundbesitzer Pommerns in die Erste Kammer berufen. |
1859 | Otto wurde zum preußischen Gesandten in St. Petersburg. Diese Zeit nutzte er, um enge Beziehungen mit russischen Beamten zu schaffen. |
1862 | Von Mai bis September war Bismarck preußischer Gesandter in Paris. Dann wurde er dringend nach Berlin berufen und am 23. September zum vorläufigen Ministerpräsidenten von Preußen ernannt. Am 8. Oktober wurde er zum Außenminister und Ministerpräsidenten von Preußen. |
Preußischer Ministerpräsident (1862–1867). Einigungskriege
Die Ernennung Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten erfolgte vor dem Hintergrund des seit 1860 schwelenden Konflikts um die Heeresreform. Die Reform wurde von der Zweiten Kammer des Landtags entschieden abgelehnt, und Wilhelm I. erwog sogar, auf den Thron zu verzichten. Bismarck erklärte sich bereit, das Heer zu reformieren, auch wenn die Mehrheit dagegen war, und da es keinen anderen Kandidaten gab, wurde er schnell ernannt.
Am 30. September 1862 sagte Otto von Bismarck in seiner Rede vor der Budgetkommission des Landtages seine vielleicht berühmtesten Worte:
Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht. […] Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden […] – sondern durch Eisen und Blut.
Nachdem alle Kompromissversuche gescheitert waren, regierte er das Land in der Folge ohne einen vom Parlament genehmigten Haushalt und versuchte, die liberale Opposition mit allen Mitteln zu unterdrücken – auch durch den Versuch, sich mit den Sozialdemokraten zu vereinigen. Dennoch machte Otto von Bismarck Zugeständnisse in wirtschaftlichen Fragen.
Auch die Außenpolitik und die nationale Frage ignorierte er nicht: Sie waren für ihn eng miteinander verbunden. In erster Linie ging es ihm jedoch darum, den Einfluss Österreichs zurückzudrängen und Preußens Position in Norddeutschland zu stärken.
In seiner Rolle als Architekt der deutschen Einheit orchestrierte Bismarck geschickt die militärischen Aktionen und diplomatischen Manöver während drei bedeutenden Kriegen – Einigungskriegen.
Name und Jahre des Krieges | Gründe | Folgen |
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Deutsch-Dänischer Krieg (1864) | Der dänische König versuchte, die Herzogtümer Schleswig und Holstein einzuverleiben, was nach Londoner Protokoll 1851 verboten war. | Der Sieg von Preußen und Österreich führte zur Teilung der Herzogtümer zwischen den beiden Mächten. |
Deutscher Krieg (1866) | Die Teilung von verstärkte jedoch die Spannungen zwischen Preußen und Österreich, was letztendlich zum Deutschen Krieg von 1866 führte. | Der Sieg von Preußen im Deutschen Krieg schwächte die Macht Österreichs und führte zur Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung. |
Deutsch-Französischer Krieg (1870–1871) | Nach diplomatischen Streitigkeiten über die spanische Thronfolge erklärte Frankreich Preußen den Krieg, da es sich als europäische Macht bedroht fühlte. | Am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles wurde das Deutsche Kaiserreich proklamiert, wodurch Deutschland als dominierende Macht in Europa aufstieg. Französisches Kaiserreich brach zusammen. |
Otto von Bismarck – Reichskanzler des vereinigten Deutschlands (1871–1890). Seine Reformen
Der Kaiser ernannte Otto von Bismarck zu seinem Reichskanzler und erhob ihn in den erblichen Fürstentitel. Außerdem beschenkte er ihn reich mit dem Schwarzenbeck, Sachsenwald und Friedrichsruh. In den folgenden Jahren überließ er ihm auch weitgehend die Leitung der Staatsgeschäfte.
Obwohl Bismarck das scheinbar Unmögliche erreichte und Deutschland als neue Weltmacht etablierte, konnte er die angespannte Weltlage nicht ignorieren. In einem Gespräch mit dem Diplomaten Robert von Keudell im Jahr 1872 sagte er:
Nach Gottes Willen ist ja für Deutschland das Notwendige erreicht worden. Aber es treten immer neue Gefahren und Schäden hervor, Schäden, die zu heilen man versuchen muß, wenn man auch nicht wissen kann, ob die Heilung gelingen wird. Ich sehne mich oft nach Ruhe; aber für mich kann es keine Ruhe geben.
Im selben Jahr klagte er auch:
Mein Schlaf ist keine Erholung mehr, ich träume weiter, was ich wachend denke, wenn ich überhaupt einschlafe. Neulich sah ich die Karte von Deutschland vor mir, darin tauchte ein fauler Fleck nach dem anderen auf und blätterte sich ab.
Dies sind nur einige Zitate Bismarck über Deutschland und derzeitige politische Situation.
Der erste Reichskanzler unternahm eine Reihe von politischen Maßnahmen und Reformen, die er als notwendig betrachte.
Zunächst bekämpfte er die katholische Kirche, die er (wahrscheinlich aufgrund des pietistischen Einflusses) als Bedrohung für die Staatsmacht ansah. Dieser Feldzug, der von 1871 bis 1878 andauerte, wurde Kulturkampf genannt. Im seiner Rahmen unternahm Bismarck vor allem die folgenden Maßnahmen:
- 1871 erließ er den „Kanzelparagraf“, der es den Klerikern verbot, sich kritisch über politische Angelegenheiten des Kaiserreichs zu äußern;
- 1872 verbat er den Jesuitenorden und veranlasste den Übergang den von der Kirche geleiteten Bildungseinrichtungen unter die staatliche Kontrolle;
- Im Jahr 1873 wurden die sogenannten Maigesetze erlassen, nach denen alle Mitglieder des Klerus eine angemessene Ausbildung erhalten, Prüfungen ablegen und von staatlichen Vertretern zugelassen werden mussten.
- Im Mai 1875 wurde die Tätigkeit aller religiösen Orden verboten, mit Ausnahme derjenigen, die sich der Krankenpflege widmeten (sie waren für das preußische Gesundheitssystem zu bedeutsam). In diesem Jahr wurde auch die Zivilehe eingeführt und der Staat stellte seine finanzielle Unterstützung für die Kirche ein.
- Die Diskriminierung der katholischen Bevölkerung und massive Eingriffe in die bürgerlichen Freiheiten führten schließlich zu politischen Spannungen im Reichstag. Um seine Mehrheit im Parlament nicht zu gefährden, sah sich Bismarck gezwungen, seinen Kulturkampf „abzubrechen“.
Bismarck führte in Deutschland wegweisende Sozialreformen ein, um die Arbeiterklasse zu besänftigen und die Stabilität des Staates zu stärken. Darunter waren:
- die Einführung der Krankenversicherung (1883);
- der Unfallversicherung (1884);
- der Alters- und Invaliditätsversicherung (1889).
- Auch das Bildungssystem wurde ausgebaut, obwohl keine wesentlichen Reformen durchgeführt wurden.
- Auch Wirtschaft ließ Bismarck nicht außer Acht. Er führte Schutzzölle ein, um die heimische Industrie zu schützen und den Wettbewerb ausländischer Produkte einzudämmen. Er unterstützte aktiv die Industrialisierung Deutschlands durch staatliche Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere den Ausbau des Eisenbahnnetzes.
- Darüber hinaus versuchte der Kanzler, Bevölkerung den von Preußen kontrollierten polnischen Gebieten zu germanisieren, was auch zu Unzufriedenheit führte.
Was die Außenpolitik angeht, war Bismarck ein Meister der Diplomatie. Er schuf ein komplexes Netz von Bündnissen und Allianzen (man nennt es auch „Bismarcks Bündnissystem“), um die Machtbalance in Europa zu erhalten. Dazu gehörte das Dreikaiserabkommen mit Russland und Österreich-Ungarn sowie der Zweibund mit Österreich-Ungarn.
Generell war die Politik des ersten deutschen Bundeskanzlers ein komplexes Manöver zwischen Härte und staatlicher Kontrolle auf der einen Seite und Kompromissbereitschaft und Sachlichkeit auf der anderen.
Als Otto von Bismarck 1871 Reichskanzler wurde, war der Kaiser Wilhelm I., der ihn respektierte und als vertrauten Berater ansah. Als Wilhelm II. 1888 den Thron bestieg, hatte er eine andere Meinung. Er war ein junger und impulsiver Monarch, der seine eigene Macht festigen und eine aktivere Rolle in der Führung des Staates spielen wollte.
Bismarck hingegen hielt Wilhelm II. für unreif und sagte, er sei ein „Brausekopf, könne nicht schweigen, sei Schmeichlern zugänglich und könne Deutschland in einen Krieg stürzen, ohne es zu ahnen und zu wollen.“ Die Spannungen zwischen den beiden wurden durch politische Differenzen, insbesondere über die Kolonialpolitik, denen Bismarck zuerst wenig Beachtung schenkte, weiter verschärft.
Wilhelm II. sah in dem bereits alten Kanzler ein Hindernis für seine eigenen Ambitionen und beschloss, ihn aus dem Amt zu entfernen. Bismarck versuchte, politische Unterstützung zu finden, aber seine Entscheidungen im Amt entfremdeten die meisten Fraktionen, und im März 1890 wurde er zum Rücktritt gezwungen.
Letzte Lebensjahre und Tod
In seinen letzten Jahren widmete sich Otto von Bismarck hauptsächlich seinem Landgut in Friedrichsruh bei Hamburg und verfasste seine Memoiren. Gleichzeitig blieb er politisch aktiv, wenn auch hinter den Kulissen und bescheiden, und bemühte sich, sein positives Image über Kanäle wie die Zeitungen zu verbreiten.
Erst der Tod seiner Frau im Jahr 1894 erschütterte Bismarck so sehr, dass er Friedrichsruh nicht mehr verließ und sein Gesundheitszustand sich endgültig verschlechterte. Die letzten Jahre verbrachte der Mann im Rollstuhl, und während seines langen Lebens litt er unter vielen Krankheiten, von Schlaflosigkeit bis Rheumatismus. Außerdem liebte er es, sich zu überfressen, was sich ebenfalls auf seine Gesundheit auswirkte. Am 30. Juli 1898 starb der Fürst jedoch nicht an einem dieser Probleme, sondern an einer rasch fortschreitenden Lungenlähmung.
Die Familie von Bismarck lehnte den Wunsch Wilhelms II. ab, den Verstorbenen in der Hohenzollerngruft im Berliner Dom zu bestatten, und so wurde für Otto und seine Frau Johanna ein Mausoleum in Friedrichsruh errichtet. Dort wurden sie am 16. März 1899 beigesetzt. Zuvor lagen die beiden in Varzin begraben, wo das Sommerhaus in eine Kapelle für die Ehefrau des Politikers umgebaut worden war.
Otto von Bismarcks Familie und Nachfahren
Bismarck hat viele Liebesgeschichten hinter sich, und alle, mit Ausnahme seiner ersten und einzigen Ehe, waren erfolglos. Besondere Aufmerksamkeit gilt seiner Beziehung zu Marie von Thadden, der Verlobten und späteren Ehefrau seines Schulkameraden Moritz von Blanckenburg. Von den Pietisten, denen sich Otto in Kniephof anschloss, war sie diejenige, die ihn beeinflusste, und ihre Gefühle füreinander waren stark, aber am Ende wagte keiner von beiden, Moritz zu betrügen.
Es waren Marie und Moritz, die Bismarck seine zukünftige Frau Johanna von Puttkamer 1844 vorstellten. Es vergingen zwei Jahre, bis Otto bei den Puttkamers um die Hand seiner Tochter anhielt, und mehr als eine Woche, bis sie zustimmten.
Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer heirateten 1847 und lebten bis zum Tod der Frau im Jahr 1894 zusammen. Die Ehefrau unterstützte ihren bedeutenden Mann in all seinen Unternehmungen, war eine ausgezeichnete Gastgeberin, und ihre Korrespondenz (die sehr umfangreich war, da Bismarck viel Zeit außer Haus verbrachte) ist voller Zärtlichkeit. Der Eiserne Kanzler betrachtete seine Frau als seine wichtigste Stütze, so aus seinem Brief an Johanna (3. Mai 1851):
Was sprichst du von langer Trennung, mein Engel? Mach dich mit dem Gedanken vertraut, dass du mit mir musst in den Winter der großen Welt. Woran soll ich sonst mich wärmen?
Johanna verzieh ihrem Mann sogar, dass er eine Affäre mit der Russin Katharina Orlowa in 1862 in Frankreich hatte.
Das Paar hatte drei Kinder: Marie, Herbert und Wilhelm. Marie heiratete einen Diplomaten, Kuno zu Rantzau, aber das Paar hatte keine Kinder. Der jüngste Sohn des Reichskanzlers, Wilhelm, hatte drei Töchter (Herta, Irene und Dorothee) und einen Sohn, Nikolaus. Irene und Nikolaus hatten Kinder, doch ist über diesen Zweig der Familie nicht viel bekannt.
Der berühmteste Zweig von Bismarcks Nachkommenschaft stammt heute von seinem Sohn Herbert. Er hatte fünf Kinder, von denen seine Tochter Hannah von Bredow wegen ihrer Opposition gegen das nationalsozialistische Regime und seine Söhne Otto und Gottfried, die im Gegensatz dazu Mitglieder der NSDAP waren, am bekanntesten sind.
Otto selbst hatte sechs Kinder, von denen Gunilla, die für ihre Vorliebe für Partys berühmt ist, und Ferdinand, ein Rechtsanwalt und Chef des Hauses Bismarck-Schönhausen, die bekanntesten sind.
Gottfrieds Enkelin Stephanie zu Guttenberg ist ebenfalls auf dem Rechtsgebiet bekannt – sie engagiert sich für den Schutz von Kindern im Internet, insbesondere für die Verhinderung der Verbreitung von Kinderpornografie.
Interessante Fakten über den Eisernen Kanzler
- Zeit seines Lebens blieb Otto von Bismarck ein Konservativer und Anhänger der Monarchie. Er äußerte sich sogar in seinen Memoiren: „Deutscher Patriotismus bedarf in der Regel, um tätig und wirksam zu werden, der Vermittlung dynastischer Anhänglichkeit“.
- Bismarck liebte seine Frau zärtlich, und auf dem Sterbebett sagte er: „Gib, dass ich meine Johanna wiedersehe“.
- Otto von Bismarck schätzte die pommersche Küche und liebte es, sich mit Essen zu verwöhnen. Er aß 12 Eier zum Frühstück bis ins hohe Alter.
- Bismarck hat mehr als einmal gesagt, dass die Deutschen ein Volk sind, das zur Unzufriedenheit neigt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verkleidete sich als Otto von Bismarck für die Fastnacht in Franken 2024.
Otto von Bismarcks Bücher
Obwohl Bismarck kein Schriftsteller war, hinterließ er ein beachtliches literarisches Erbe, das aus seinen Briefen, Reden und Aktenstücke besteht. Die bisher umfassendste Sammlung seiner Werke ist die neunbändige „Neue Friedrichsruher Ausgabe“ der Otto-von-Bismarck-Stiftung, die zwischen 2004 und 2021 erschien. Sie enthält alle möglichen Schriften Otto von Bismarcks aus seiner Zeit als Reichskanzler bis zu seinem Tod. Es handelt sich zwar um Sachliteratur, aber es ist dennoch faszinierend, diese Texte zu lesen.
Von besonderem Interesse sind die „Fürst Bismarcks Briefe an seine Braut und Gattin“, die ein besseres Verständnis dieser monumentalen Figur von der menschlichen Seite her ermöglichen.
Der Reichskanzler schrieb auch eine Autobiografie mit dem Titel „Gedanken und Erinnerungen“, die er nach seinem Rücktritt vom Amt verfasste. Das Werk ist auf drei Bände angelegt:
- Der erste Band behandelt die Ereignisse von seiner Geburt bis zu seinen Jahren als Diplomat;
- Der zweite Band befasst sich mit seiner Zeit als preußischer Ministerpräsident und Reichskanzler;
- Der dritte Band ist der Kritik an Wilhelm II. gewidmet.
Bedeutung Bismarcks für Deutschland
Otto von Bismarck gilt als eine der größten Figuren der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts und seine Bedeutung für die Schaffung des heutigen Deutschlands ist kaum zu überschätzen. Seine Methoden und Ideen haben die politische Landschaft Europas nachhaltig geprägt.
Einige von Bismarcks Maßnahmen haben noch immer einen großen Einfluss auf das tägliche Leben in Deutschland. Die Einführung der Sozialgesetzgebung zum Beispiel hatte erhebliche Auswirkungen auf das deutsche Sozialversicherungssystem, und diese Gesetze bleiben immer noch sein wesentlicher Bestandteil. Auch das föderale System der modernen Bundesrepublik hat seinen Ursprung in seiner Regierungszeit.
Bismarcks politisches Erbe ist jedoch komplex und umstritten. Obwohl er für seine Rolle bei der Schaffung des deutschen Kaiserreichs gefeiert wird, wird er auch für seine autoritäre Herrschaft und die Unterdrückung von Oppositionen kritisiert. Seine Sozialpolitik, wie die Einführung der Sozialversicherung, war zwar wegweisend, diente aber auch dazu, die Unterstützung für die aufstrebende Sozialdemokratie zu untergraben.
Insgesamt bleibt Bismarck eine faszinierende historische Figur, deren Einfluss auf BR Deutschland und Europa noch lange nach seinem Tod zu spüren ist. Mit Bismarck wird oft zum Beispiel Angela Merkel verglichen, die nach ihm am längsten im Amt war und ebenfalls versuchte, komplexe außenpolitische Manöver durchzuführen.
Gedenken an den Eisernen Kanzler
Trotz aller Zwiespältigkeit der Figur bildete sich um den ersten Reichskanzler Deutschlands ein regelrechter Personenkult – ohne jegliche Förderung durch die Behörden. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er in Gemälden und Skulpturen verewigt.
Natürlich scheuten Bismarcks politische Gegner keine Gelegenheit, sich über ihn lustig zu machen oder sein Bild zu verteufeln, und so sind bis heute zahlreiche Karikaturen erhalten geblieben.
Die Erinnerung an Bismarck ist bis heute sehr lebendig. Es ist schwer zu zählen, wie viele Denkmäler ihm zu Ehren errichtet wurden, wie viele Straßen und andere Objekte nach ihm benannt wurden. Und das nicht nur in Bundesrepublik Deutschland: Überall auf der Welt gibt es kleine Erinnerungszeichen an diese Figur. Das Projekt Bismarckierung der Otto-von-Bismarck-Stiftung katalogisiert all diese Orte und stellt sie auf einer interaktiven Karte dar.
Wir werden uns jedoch auf die bekannten Bismarck-Denkmäler in den größten Städten Deutschlands konzentrieren:
Bismarck-Nationaldenkmal im Großen Tiergarten von Berlin
Dieses Denkmal in Berlin zeigt Bismarck in seinem feierlichen Gewand als Kanzler, der über den Statuen von Atlas, Siegfried, Germania und einer Sibylle steht, die verschiedene Aspekte der deutschen Macht symbolisieren.
Bismarck-Denkmal in Hamburg, das größte in Deutschland
In den letzten Jahren wird eine rege Debatte darüber geführt, ob das Hamburger Bismarck-Denkmal rekonstruiert oder neu-kontextualisiert werden soll. Dies angesichts der Mehrdeutigkeit seiner Figur und der Tatsache, dass dieses Denkmal die Dankbarkeit der Hamburger Kaufleute für die deutsche Kolonialpolitik, den Ausbau des Hamburger Hafens und der Speicherstadt, die als Lager für Kolonialwaren und Rohstoffe diente, zum Ausdruck bringt. Diese Kritik gilt auch für andere Bismarck-Denkmäler, die jedoch kleiner sind, und daher nicht so rege diskutiert werden.
Bismarck-Denkmal in München
Seltsamerweise ist dieses Denkmal seit seiner Eröffnung nicht sehr beliebt. Einst war die Statue für das neu eröffnete Deutsche Museum vorgesehen, doch drei Jahre später wurde sie aufgrund von Kritik auf die andere Seite der Isar versetzt.
Bismarckturm in Köln
Dies ist einer der Vertreter einer besonderen Kategorie von Bismarck-Denkmälern: die Bismarcktürme. Türme zu seinen Ehren wurden bereits zu Lebzeiten des Kanzlers errichtet (und heute gibt es noch 173 Türme weltweit), die meisten jedoch nach einem von der Deutschen Studentenschaft 1899 veranstalteten Wettbewerb.
Die Studenten wollten Bismarck auf solche Weise ehren, und bis heute ist dies eine der eindrucksvollsten Manifestationen seines Personenkults. Jeder Bismarckturm sollte ein Leuchtturm sein, der an bestimmten Tagen zu Ehren des Reichskanzlers und zum Gedenken an die deutsche Einigung von 1871 befeuert wird. Obwohl die meisten Türme mit Schießanlagen ausgestattet waren, scheiterten die Pläne für eine landesweite Befeuerung, und viele lokale Initiativen wählten abweichende Entwürfe.
Bismarck-Denkmal in Frankfurt am Main
Das Denkmal ist nicht so groß wie die anderen auf unserer kurzen Liste, aber Ende 2020 haben Unbekannte es immer noch mit roter Farbe übergossen, um gegen die Verherrlichung der Kolonialisierung zu protestieren.