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Waldmännchentag

Ich möchte am Vorabend des Waldmännchentags einen lebendigen Dialog mit den Naturgeistern führen. Jedes Jahr am 2. Januar feiern in Thüringen alle diesen Feiertag: von Bergleuten und Förstern bis hin zu modernen Ökoaktivisten – machen Sie mit?

von Samuel Schweiz

Inhaltsverzeichnis

Deutschland bewahrt Bräuche, die älter sind als einige seiner Städte. Einer davon ist der Waldmännchentag – ein einzigartiges Waldfest, dessen Wurzeln in den vorchristlichen Glaubensvorstellungen Hessens und Thüringens liegen, direkt im Heidentum. Der 2. Januar ist für die Menschen hier der Zeitpunkt im Jahr, an dem die Grenze zwischen Realität und Märchen verschwimmt und die Arbeit im Wald oder im Bergwerk eingestellt wird. Die Tradition, Waldarbeiten strengstens zu verbieten, ist kein Aberglaube, sondern ein Echo des ökologischen Bewusstseins, das in der Folklore verschlüsselt ist.

Lassen Sie uns einen Blick auf die Ursprünge und die Mythologie dieses Festes werfen, das nach dem Nikolaustag, Silvester und dem Stollenfest in Dresden gefeiert wird. Hinter ihm verbirgt sich ein jahrhundertealter Vertrag zwischen Mensch und Natur. Sowohl in Eichsfeld als auch in Hainichen ist er bis heute in Erinnerung geblieben.

Der Ursprung des Waldmännchentags: ein historischer Rückblick

Der 2. Januar wird nicht nur von den Deutschen, sondern auch von den Amerikanern „besetzt” – es ist der Tag des Buffets und der Science-Fiction. In Deutschland hat man sich zu Beginn des Jahres jedoch dafür entschieden, eine andere Tradition zu bewahren. Der Ursprung des Waldmännchentags liegt im germanischen Heidentum.

Der zweite Name des Feiertags lautet Schlägelstag. Er wurde Teil der Bergmannstradition. Seit dem 15. Jahrhundert war es den Bergleuten von Hoher Meißner und Reichelsdorf verboten, am 2. Januar in die Minen hinabzusteigen. Das strenge Verbot von Waldarbeiten basiert auf der heiligen Ehrfurcht vor dem unsichtbaren Herrn der Wälder. Später wurde es von den Bergleuten, deren Arbeit ebenso gefährlich und von der Gnade der unterirdischen Kräfte abhängig war, gekonnt adaptiert.

Warum wurde gerade dieses Datum gewählt? Es stellt sich heraus, dass es mit der sakralen Chronologie der Rauhnächte zu tun hat – den zwölf Nächten zwischen Sonnenwende und Epiphanie. In dieser Zeit glaubte man, dass die Wald- und Berggeister am aktivsten waren. Sie konnten die Arbeit einfach mit Misserfolg bestrafen.

Echos dieser Tradition sind heute in vielen Teilen des Landes zu hören, vom Biosphärenreservat Spreewald bis zum Bayerischen Wald Nationalpark. Es ist gut, dass sich der Aberglaube im Laufe der Zeit zu einem kulturellen Kodex gewandelt hat und die Deutschen ihren Respekt vor den Naturzyklen im Herzen des industriellen Europas bewahrt haben.

Die Legende vom Waldmännchen

Eine atemberaubende Legende, die in den geheimnisvollen Wäldern des Harzes entstanden ist, erzählt vom Waldgeist Waldmännchen. Ein alter Mythos warnte: Der 2. Januar gehört zur mystischen Zeit der Rauhnächte. Dann wurde die Grenze zwischen den Welten schwächer und Geister kamen auf die Erde herab.

Der Volksbrauch besagt, dass zu dieser Zeit alle Arbeiten im Wald ein tödliches Tabu waren. Dieses Verbot war nicht nur Aberglaube, sondern Teil der Weltanschauung. Im Gegensatz zu den lauten Kölner Lichtern & Rhein in Flammen, dem Oktoberfest und dem Cannstatter Wasen findet der Tag der Waldgeister ohne Feuerwerk, Konzerte und andere laute Veranstaltungen statt.

Aus dem starken Glauben der Menschen an die Legende aus dem 15. Jahrhundert entstand das Fest Schlägelstag. Seitdem hat sich der heidnische Mythos mit der Realität verflochten und einen starken Volksbrauch geschaffen, der die Wälder und Minen seit Jahrhunderten vor menschlichem Eingreifen an diesem schicksalhaften Tag schützt.

Man glaubte, dass der Waldgeist mitten im Winter in einen tiefen Schlaf versunken sei und dass jeder, der es wage, ihn durch einen Axthieb oder das Knarren eines Wagens zu stören, mit sofortiger und gnadenloser Rache rechnen müsse.

Diese Tradition hat bis heute eine unglaubliche Kraft und hat sich am stärksten in den Wald- und Bergbauregionen Deutschlands erhalten, wie zum Beispiel in:

  • Hessen (insbesondere in der Bergregion Hoher Meißner)
  • Thüringen
  • Der Nationalpark Hainich in Thüringen
  • Eichsfeld (ebenfalls an der Grenze zwischen Hessen und Thüringen)

Die heutigen Lichterfeste im Nationalpark Schwarzwald und an anderen Orten sind über Generationen hinweg ein Echo der alten Praxis, die Geister mit Feuer zu besänftigen.

Symbolik

Die Figur des Waldmännchens ist von der jahrhundertealten Weisheit des Zusammenlebens von Mensch und Natur durchdrungen. Diese geheimnisvolle Folklorefigur ist die Verkörperung der Seele des Waldes, der Hüter der winterlichen Ruhe. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Verbot von Waldarbeiten zu einem sakralen Ritual der Ehrfurcht vor der Natur gewandelt.

Was ist heute am Waldfest in Eichsfeld und Heynich verboten?

  • bäume fällen;
  • yolz zu schlagen;
  • reisig und Äste sammeln;
  • jagen;
  • lärm machen;
  • in Bergwerken und Minen arbeiten;
  • unter die Erde gehen (für Bergleute);
  • wichtige Dinge beginnen;
  • den Winterschlaf eines mächtigen Geistes stören.

Der Überlieferung zufolge kann der Versuch, gegen eine dieser Regeln zu verstoßen, schreckliche Folgen haben: Der geweckte Waldgeist, dessen Zorn mit der Wut der Natur selbst vergleichbar ist, erscheint dem Übertreter. Eine Begegnung mit ihm verheißt nichts Gutes (von schwerer Krankheit bis zum sicheren Tod).

Für die Deutschen war der Wald schon an normalen Tagen voller Geheimnisse, und in den Rauhnächten verwandelte er sich in eine geschützte, fast heilige Zone. Darauf deuten die Märchen der berühmten Brüder Grimm, Theodor Storm und Ernst Theodor Amadeus Hoffmann hin.

In der Folklore erscheint der Waldmännchen als duale Figur. Das Aussehen des Waldmännchens ist laut Volksglauben furchterregend. Das haarige Wesen mit Ästen anstelle von Haaren konnte Reisende ernsthaft erschrecken. Verschiedene Darstellungen in Büchern zeigen, dass es sich dabei um einen kleinen, gnomenähnlichen alten Mann handeln kann, der mit Moos und Flechten bekleidet ist, oder um einen furchterregenderen, sogar bösartigen Geist, der einem Waldgeist oder Kobold ähnelt. Sein Bild verkörpert die Seele des Waldes – weise, aber streng.

Das Waldmännchen ist der oberste Herrscher der Waldheimat. Es sorgt für Ordnung in seinem Reich und beschützt Tiere und Pflanzen. Seine Hauptaufgabe ist es, den Frieden der Natur zu bewahren.

In den Legenden des Harzes sitzt das Waldmännchen oft auf einem großen Felsbrocken, wie auf einem Thron, und beobachtet seinen Wald. Das wachsame Auge des Waldgeistes ist so unveränderlich und ewig wie der alte Stein, der im Herzen seines Waldes liegt.

Interessanterweise nahm der Waldmännchen in späteren, „domestizierten” Märchen (vor allem in der Romantik) manchmal die Züge eines guten Wesens an, das mit Tieren sprechen konnte. Ursprünglich jedoch, im Kontext des Waldmännchentags, war er ein strafender Geist, dessen Erwachen Unheil versprach. In seinen Beschreibungen, vom freundlichen „grünen Männchen”, das mit Tieren sprechen kann, bis zum bösartigen Haulemennchen, das Kinder entführt, spiegelt sich die dualistische Wahrnehmung des Waldes wider. Auf der einen Seite ist er Quelle des Lebens, der Ressourcen und der Inspiration, auf der anderen Seite ein dunkler, unbekannter und gefährlicher Ort, das „Herz der Finsternis” der deutschen Mythologie.

Regionale Besonderheiten und Feierlichkeiten

Der 2. Januar Waldmännchentag hat eine tiefe praktische und philosophische Bedeutung. An diesem Tag verlangt die Natur absolute Ruhe. Trotzdem finden in Deutschland weiterhin traditionelle Feste, Festivals und Märkte statt. In Berlin kann man beispielsweise noch einige Weihnachtsmärkte besuchen, zum Beispiel auf dem Breitscheidplatz bis zum 5. Januar oder auf dem Alexanderplatz bis zum 7. Januar.

Der Waldmännchentag wird in der Regel in ländlichen Gebieten gefeiert, wobei diese Tradition in den Grenzregionen Deutschlands besonders stark ausgeprägt ist, wo der Wald seit jeher sowohl Lebensgrundlage als auch Bedrohung war:

  • Eichsfeld – eine Agrarregion, in der das Verbot von der gesamten Gemeinde eingehalten wurde. Die Menschen glauben bis heute, dass eine Störung der Waldruhe am 2. Januar eine schlechte Ernte zur Folge hat.
  • Hainich – eine Region mit Urwald, heute ein vollwertiger Nationalpark. Hier war der Glaube an den Waldgeist am stärksten animistisch geprägt.
  • Der Harz ist eine Bergbauregion, in der die Tradition von den Bergleuten meisterhaft adaptiert wurde.

Während die Weihnachtsmärkte in Bayern noch in vollem Gange sind und Feuerwerke veranstalten, besteht der Wodmannstag auf Stille. Im Ausland wurden in der Fränkischen Alb und den Wäldern Oberfrankens alle Waldarbeiten verboten: Holzeinschlag, Reisig sammeln, Jagen. Interessanterweise hatte der Hauptwaldgeist an verschiedenen Orten vom Harz bis zum Hainich mehrere Namen, aber im Wesentlichen war er immer derselbe. Vergleichen wir, wie sich ein Brauch in der Kultur verschiedener Regionen widerspiegelte.

Name des Festes,

Region

Hauptverbot

Rituale,

Glaubensvorstellungen

Moderne Umsetzung der Tradition

Schlägelstag (Tradition der Bergleute „Tag des Hammers”) – Eichsfeld, Grenzgebiet zwischen Thüringen und Hessen

Jegliche Waldarbeit

Familientreffen im Kreis der Angehörigen. Die älteren Familienmitglieder beschrieben das Aussehen der Waldmännchen ausführlich, um die Jugendlichen einzuschüchtern und Verstöße gegen das Verbot zu verhindern.

Die Tradition lebt in den Familien als Teil der lokalen Folklore weiter. Man kann Veranstaltungen zur Regionalgeschichte besuchen, das Schloss Scharzfels für Fotoshootings nutzen, die Natur in der Kirchberg-Therme oder im Teichtal genießen. Man kann einen Ausflug zum Eichsfeldmuseum und zum Markt machen.

Waldmännchentag

– Hainich, Westthüringen, Nationalpark

Mit Werkzeug in den Wald gehen. Selbst das Tragen einer Axt über der Schulter am Waldrand galt als Provokation.

„Opfergabe für den Geist“ – am Waldrand oder in der Höhle eines alten Baumes wurde etwas zu essen (Brot, Obst) zurückgelassen. Man konnte Bier ausgießen, um den Geist zu besänftigen und Glück für das kommende Jahr zu sichern.

Ökologische Aktionen im Nationalpark. Spaziergänge, „stille“ Exkursionen. Man kann die Wartburg besuchen oder eine Wanderung auf den verschneiten Pfaden des Großen Hörselbergs unternehmen.

Wodmannstag („Tag des Waldmanns/Försters”), Volksbrauch in Harz

Für die Arbeit im Wald und in den Bergwerken. Ein Verstoß wurde nicht nur mit einer persönlichen Tragödie bestraft, sondern auch mit einem Unfall im Bergwerk oder einem Waldbrand.

Bergarbeiterrituale. Die Bergleute räucherten ihre Hämmer (Schlägel) mit Wacholderrauch, als würden sie sie für einen Tag „einschläfern“. Am Abend sangen sie in den Tavernen Lieder, die den Geist der Berge und Wälder verherrlichten.

Touristenfest. In Städten wie Wernigerode finden Umzüge mit der Figur des Waldkönigs statt, man verkleidet sich, es werden Handwerksmärkte und thematische Verkostungen organisiert. Für 10 € kann man eine „Nachtwächter”-Tour durch Quedlinburg buchen oder für 22 € mit der historischen Straßenbahn durch Erfurt fahren.

Schlägel- und Hämmerstag – Hoher Meißner, Nordhessen

Aufstieg in den Bergbau. Die Schlösser am Eingang zum Stollen wurden versiegelt. Wer sie aufbrach, wurde aus der Zunft ausgeschlossen.

Gottesdienst. Die Bergleute der gesamten Gemeinde besuchten die Messe, wo ihre Werkzeuge gesegnet wurden und für Sicherheit bei der Arbeit gebetet wurde.

Gewerkschaftlicher Feiertag. In den ehemaligen Bergwerken, die zu Museen umgebaut wurden, finden an diesem Tag Gedenkfeiern mit Veteranen der Branche statt. Außerdem kann man den Meißner Dom besuchen und an den Ufern der Elbe spazieren gehen.

Um die Seele der altdeutschen Wälder wirklich zu verstehen, muss man mindestens einmal das einzigartige regionale Fest in Hessen-Thüringen besuchen – den Tag der Waldmännchen.

Im kommenden Jahr kann man „stille Exkursionen” im Nationalpark Hainich unternehmen. Allerdings muss man dabei flüstern, um den Zauber dieses Tages nicht zu zerstören. Außerdem können Sie die Städte Goslar und Quedlinburg besuchen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe im Harz gehören. Auf den Januar-Märkten finden oft Rituale zum „Einschläfern” von Hammer und Spitzhacke statt, und auf den Märkten werden Lebensmittel, Kunsthandwerk und verschiedene Souvenirs angeboten.

Sie fragen sich immer noch, wo und wie Sie Silvester in Berlin feiern können, wohin Sie zu Weihnachten fahren sollen? Verbinden Sie das Angenehme mit dem Nützlichen, den Urlaub mit lokalen Traditionen. Nutzen Sie diese praktischen Life-Hacks, wenn Sie unterwegs in Thüringen vorbeischauen möchten:

  1. Respektieren Sie die Stille. Wenn Sie am 2. Januar nach Heinich oder Harz kommen, machen Sie keinen Lärm im Wald, respektieren Sie die Natur und die Magie dieses Tages.
  2. Besuchen Sie die Weihnachtsmärkte in Thüringen, anschließend die Weihnachtsmärkte in Hamburg und die Weihnachtsmärkte in Köln. Sie werden Eindrücke für das ganze Jahr sammeln.
  3. Besuchen Sie lokale Veranstaltungen. Schauen Sie sich die kleinen Museen in Thüringen und Hessen an. Lassen Sie sich vom Nationalpark Hainich verzaubern und lassen Sie sich von der Natur dieser Orte begeistern.

WALDMÄNNCHENTAG

Machen Sie sich bereit, Zeuge eines erstaunlichen Phänomens zu werden, bei dem sich die alte Angst vor dem Waldgeist in das Bewusstsein verwandelt hat, dass die Natur ihre eigenen unantastbaren Rechte hat. Das Waldmännchen ist nicht nur ein Überbleibsel des Heidentums, sondern ein mächtiges kulturelles Symbol. Seine Legende enthält eine wertvolle ökologische Botschaft. Sie erinnert daran, dass wahrer Respekt vor der Erde aus der heiligen Ehrfurcht vor ihrem Geheimnis und ihrer lebendigen Seele entsteht, die unsere Vorfahren in Gestalt des Waldgeistes sahen.

FAQ

Wann ist Waldmännchentag?

Der Feiertag wird jährlich am 2. Januar begangen. Das Datum ist unveränderlich und hat eine tiefe sakrale Bedeutung, da es in die Zeit der Rauhnächte (12 magische Tage und Nächte zwischen Weihnachten und Epiphanias) fällt.

Was bedeutet Waldmännchen?

Waldmännchen bedeutet wörtlich übersetzt „Waldmännchen” oder „Waldgeist”. Es ist ein mächtiger Archetyp des Schutzgeistes des Waldes.

Warum darf man am 2. Januar nicht arbeiten?

Der Volkslegende zufolge erwacht am zweiten Tag des neuen Jahres der Waldgeist Waldmännchen. Jeder, der die Ruhe dieses Wesens stört, einen Hammer in die Hand nimmt, in den Bergbau hinabsteigt oder auf die Jagd geht, wird Unglück über sich bringen. Heute betrachten die Deutschen diese Legende als eine weise Entscheidung – sie ruhen sich aus und gönnen der Natur in der härtesten Zeit des Jahres eine Atempause.