Wann und wie man den Volkstrauertag und den Totensonntag feiert
Das Gedenken an die Gefallenen und Verstorbenen gehört zu den tiefsten Traditionen einer Gesellschaft. In Deutschland gibt es besondere Tage, die diesem Thema gewidmet sind, darunter der Volkstrauertag und der Totensonntag. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Feierlichkeiten, die Geschichte und die Bedeutung dieser Gedenktage.
Der November gilt in der heutigen Bundesrepublik Deutschland traditionell als Trauermonat, vielleicht weil die Tage besonders kurz und dunkel sind und die Natur bereits in den Winterschlaf gegangen ist. In diesem Monat finden der Volkstrauertag und der Totensonntag statt, Tage, an denen wir der Verstorbenen gedenken. Diese Tage haben eine wichtige und verwandte Bedeutung, obwohl der Volkstrauertag anders als der religiöse Totensonntag ein staatlicher Gedenktag ist.
Wann werden der Totensonntag und der Volkstrauertag gefeiert?
In der evangelischen Kirche wird der Totensonntag am letzten Sonntag des Kirchenjahres begangen. Da der 4. Adventssonntag immer der Sonntag vor dem 25. Dezember ist, kann der Totensonntag nur auf die Tage vom 20. bis 26. November fallen. Im Jahr 2024 fällt dieser Tag auf den 24. November. Im Jahr 2025 fällt der Totensonntag auf den 23. November.
Der Volkstrauertag wird am Sonntag vor dem Totensonntag begangen, also zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag. Aus diesem Grund kann der Volkstrauertag nur auf die Tage vom 13. bis 19. November fallen. Im Jahr 2024 fällt dieser Tag auf den 17. November. Im Jahr 2025 soll der Volkstrauertag am 16. November begangen werden.
Allgemeine Informationen über Volkstrauertag
Name des Gedenktags | Volkstrauertag |
---|---|
Datum | zwei Wochen vor dem ersten Adventsonntag |
Bedeutung | Tag des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Erinnerung an die Bedeutung des Gedenkens und der Erhaltung des Friedens |
Erstmals begangen | 1922 |
Wo wird begangen | Deutschland |
Offizieller Status | stiller Feiertag |
Wichtigste Bräuche | Gedenkstunde im Bundestag, Kranzniederlegung |
Volkstrauertag: Geschichte und Bedeutung
Die Idee eines Volkstrauertages wurde 1919, unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vorgeschlagen. Damals war Deutschland gesellschaftspolitisch tief gespalten, und ein nationaler Gedenktag für die Gefallenen auf dem Schlachtfeld sollte das Land im Geiste des Gedenkens vereinen.
Im Jahr 1922 hielt der Deutsche Bundestag die erste offizielle Gedenkveranstaltung zu diesem Tag ab, und lange Zeit blieb dieser Tag ein Tag des Gedenkens an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Doch 1934 machten die Nazis aus dem Volkstrauertag den Heldengedenktag, einen von der NSDAP und der Wehrmacht organisierten staatlichen Propagandatag, der am zweiten Fastensonntag begangen wurde. Der Heldengedenktag verlor seine Bedeutung als Tag der Trauer und des Totengedenkens und wurde zu einem Tag der Heldenverehrung und der Romantisierung des Krieges.
Erst nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs wurde der Feiertag 1950 in Deutschland in seiner ursprünglichen Bedeutung und Bezeichnung wieder eingeführt. Doch nun wurde der Volkstrauertag zu einer Gelegenheit, über den Frieden nachzudenken und alle Opfer von Kriegen, Unterdrückung und Gewalt zu ehren. Seither wird der Feiertag am zweiten Adventssonntag begangen. Auch die DDR führte 1952 einen Gedenktag ein, um der Opfer des Faschismus zu gedenken.
Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands nahm der Volkstrauertag seine moderne Form an. Neben dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus richtet sich der Gedenktag zunehmend auf aktuelle Kriege und Konflikte. Im Jahr 2023 standen beispielsweise die Opfer der russischen Aggression in der Ukraine im Mittelpunkt.
Feierlichkeiten am Volkstrauertag
Der Deutsche Bundestag veranstaltet jedes Jahr am Volkstrauertag eine zentrale Gedenkstunde. Die Zeremonie umfasst das Singen der Nationalhymne und des Soldatenliedes „Der gute Kamerad“ sowie eine Rede des Bundespräsidenten in Anwesenheit des Bundeskanzlers, des Kabinetts und des Diplomatischen Corps.
Die Rede (das sogenannte Totengedenken) ist seit der ersten Ansprache von Joachim Gauck im Jahr 1952 unverändert geblieben. Der Volkstrauertag greift auch aktuelle Themen und Ereignisse auf, wie die Opfer der russischen Aggression in der Ukraine und die Opfer in Israel.
Im Jahr 2024 wird die Zentrale Gedenkstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages vom ZDF übertragen.
Der Gedenkstunde geht eine Kranzniederlegung in der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland (die Neue Wache in der Hauptstadt Berlin) voraus. Auch in vielen Städten und Gemeinden finden Kranzniederlegungen statt, und vor staatlichen Gebäuden wird auf halbmast geflaggt. Zudem sind Schweigeminuten nicht unüblich.
In Deutschland wehen die Flaggen an drei Gedenktagen auf halbmast: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar), Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung (20. Juni) und Volkstrauertag (im November).
Im Jahr 2024 werden folgende PolitikerInnen und Staatsleute an der Kranzniederlegung in der Neuen Wache in Berlin teilnehmen:
- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier;
- Staatspräsident von Rumänien S.E. Klaus Iohannis;
- Präsidentin des Deutschen Bundestages Bärbel Bas;
- Präsidentin des Bundesrates Anke Rehlinger;
- Vizepräsidentin des Bundesverfassungsgerichts Doris König (in Vertretung des Präsidenten von BVerfG Stephan Harbarth);
- Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius (in Vertretung von Bundeskanzler Olaf Scholz);
- Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld;
- Bürgermeister und Senator für Finanzen des Landes Berlin Stefan Evers (in Vertretung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Kai Wegner);
- Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Wolfgang Schneiderhan;
- Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer.
Die Kranzniederlegung wird am 17. November 2024 ab 12:45 Uhr auf der Webseite protokoll-inland.de übertragen.
Allgemeine Informationen über Totensonntag
Name des Gedenktags | Totensonntag oder Ewigkeitssonntag |
---|---|
Datum | eine Woche vor dem ersten Adventsonntag |
Bedeutung | Tag des Gedenkens an alle Toten |
Erstmals begangen | 1816 |
Wo wird begangen | Deutschland |
Offizieller Status | stiller Feiertag |
Wichtigste Bräuche | Anzünden von Kerzen auf Gräbern, Gedenkgottesdienste in Kirchen, stilles Nachdenken über die Ewigkeit |
Totensonntag: Geschichte und Bedeutung
Der Totengedenktag am letzten Sonntag des Kirchenjahres wurde 1816 von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen eingeführt, vermutlich zur Erinnerung an die Gefallenen der Befreiungskriege. Weitere Impulse für die Einführung dieses Tages könnten die Trauer um Königin Louise (sie starb 1810 im Alter von nur 34 Jahren) und die Welle des Sentimentalismus im 19. Jahrhundert sein.
Die evangelische Kirche hatte noch keinen allgemeinen Totengedenktag, und so wurde der Totensonntag schnell zu einem offiziellen Gedenktag für alle Protestanten – man gedenkt der Seelen verstorbener Angehöriger und Freunde sowie aller Kirchenmitglieder.
Der Totensonntag ist ein evangelischer Feiertag, aber auch die katholische Kirche ehrt die Toten. Dazu sind zwei Tage vorgesehen: Allerheiligen und Allerseelen (1. und 2. November). Allerheiligen ist ein offizieller Feiertag in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland.
Unter den Lutheranern wird dieser Tag seit den 1950er Jahren eher als „Ewigkeitssonntag“ wahrgenommen, als Erinnerung an das von Gott versprochene ewige Leben und die Auferstehung der Toten, an die alle Christen glauben. In vielen Gemeinden werden aber zumindest die Namen der im vergangenen Kirchenjahr Verstorbenen verlesen.
Der Totensonntag ist ein Trauertag für die Verstorbenen, eine Gelegenheit, ihrer zu gedenken und sie zu ehren. Aber er ist auch ein Tag der Hoffnung: Christen glauben, dass es ein erneutes Leben nach dem Tod gibt, dass alle Verstorbenen in einer besseren Welt, in der es kein Leid und keinen Schmerz gibt, in den Armen Gottes ruhen und dass diese Welt auch sie erwartet.
Traditionen am Totensonntag
Der Totensonntag ist ein Tag der besonderen Stille und der Pietät gegenüber den Verstorbenen. An diesem Tag gibt es keine lauten Feste. Die Menschen versammeln sich in Kirchen, wo besondere Gedenkgottesdienste für die Seelen der Verstorbenen abgehalten werden.
Der Besuch von Friedhöfen ist eine besonders verbreitete Tradition am Totensonntag. Die Gräber werden gereinigt und es werden Kerzen angezündet, die das ewige Licht und die Hoffnung symbolisieren sollen. Auch Blumen oder Gestecke werden niedergelegt, um ewige Erinnerung und Liebe zu zeigen. Es ist auch üblich, auf den Friedhöfen gesonderte Gottesdienste zum Gedenken an die Verstorbenen abzuhalten.
In vielen Gemeinden werden die Angehörigen der im vergangenen Kirchenjahr Verstorbenen mit besonderen Einladungskarten zum Gottesdienst am Ewigkeitssonntag eingeladen. Sie können auch Kerzen oder Windlichter oder andere kleine bedachtsame Geschenke erhalten.
Mit der Digitalisierung der Gesellschaft wird auch die Religion immer digitaler: In den letzten Jahren hat sich eine Chat-Andacht am Ewigkeitssonntag zu einer beliebten Form des Gedenkens entwickelt. Auf der Webseite trauernetz.de können Sie die Namen Ihrer verstorbenen Angehörigen in das Trauerbuch eintragen (Sie können dort auch Online-Gedenkseiten für die Verstorbenen anlegen). Diese Namen werden dann während der Andacht im Chatraum angezeigt und im Gebet erwähnt. Am Ende beten die Chat-Teilnehmer gemeinsam das Vaterunser und bitten um Gottes Segen.
Tanzverbot an stillen Feiertagen: Veranstaltungseinschränkungen am Volkstrauertag und Totensonntag
Weder der Volkstrauertag noch der Totensonntag sind gesetzliche Feiertage. Allerdings fallen diese Gedenktage erstens immer auf einen Sonntag, also arbeiten die meisten Menschen ohnehin nicht, und zweitens gelten sie als stille Feiertage, was bedeutet, dass sie mit bestimmten Einschränkungen verbunden sind.
An stillen Feiertagen gilt ein sogenanntes „Tanzverbot“, d. h. ein Verbot öffentlicher Unterhaltungsveranstaltungen (übrigens sind auch die deutschen Spielbanken an diesen Tagen geschlossen). Da die stillen Feiertage in den Feiertagsgesetzen der Bundesländer geregelt sind, sind die Dauer und der Umfang der Einschränkungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Private Feiern sind kein Problem, aber im Zweifelsfall sollte man sich bei den Behörden erkundigen. Informationen dazu erhalten Sie bei den Bürgerämtern.
Informationen über die Dauer des Tanzverbots im Jahr 2024 finden Sie in der folgenden Tabelle:
Bundesland | Tanzverbotsdauer |
---|---|
Baden-Württemberg | von 05:00 bis 00:00 Uhr |
Bayern | von 02:00 bis 00:00 Uhr |
Berlin | von 04:00 bis 21:00 Uhr |
Brandenburg | von 04:00 bis 00:00 Uhr |
Bremen | von 06:00 bis 17:00 Uhr |
Hamburg | von 06:00 bis 15:00 Uhr |
Hessen | von 04:00 bis 00:00 Uhr |
Mecklenburg-Vorpommern | von 05:00 bis 00:00 Uhr |
Niedersachen | von 05:00 bis 00:00 Uhr |
Nordrhein-Westfalen | von 05:00 bis 18:00 Uhr |
Rheinland-Pfalz | von 04:00 bis 00:00 Uhr |
Saarland | von 04:00 bis 00:00 Uhr |
Sachsen | von 03:00 bis 00:00 Uhr |
Sachsen-Anhalt | von 05:00 bis 00:00 Uhr |
Schleswig-Holstein | von 06:00 bis 20:00 Uhr |
Thüringen | von 03:00 bis 00:00 Uhr |
Die Einschränkungen gelten nicht nur für Veranstaltungen, sondern auch für Weihnachtsmärkte und Weihnachtsschmuck. Nach dem Totensonntag beginnt die Adventszeit, was bedeutet, dass die Weihnachtssaison mit all ihren Attributen – farbenfrohe Lichterketten, Kränze und Jahrmärkte – sehr nahe ist.
In Deutschland ist es Tradition, in der Woche nach dem Totensonntag Weihnachtsschmuck aufzustellen und Weihnachtsmärkte zu eröffnen. Dies geschieht aus religiösen Gründen und um die Verstorbenen zu ehren. In letzter Zeit ist diese Tradition jedoch umstritten. Dafür gibt es zwei Hauptgründe:
- Erstens ist die Weihnachtszeit ein lukratives Geschäft, und die Kaufleute wollen so viel Gewinn wie möglich machen. Weihnachtsbäume, Kugeln und Lichterketten sind schon Ende Oktober in den Geschäften und Stadtzentren zu finden. Deshalb öffnen einige Weihnachtsmärkte schon vor dem Totensonntag (obwohl sie an diesem Tag wegen des Tanzverbots nicht arbeiten dürfen).
- Zweitens: Für einen Großteil der Bevölkerung sind die Gedenktage nicht so wichtig. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Markt- und Meinungsforschung YouGov aus dem Jahr 2022. Demnach gaben 60 % der Befragten an, dass sie Allerheiligen, den Volkstrauertag oder den Totensonntag nicht persönlich begehen, also beispielsweise nicht den Friedhof besuchen oder der Toten gedenken. Deshalb sorgt das Tanzverbot übrigens auch für viel Unmut – manche Menschen empfinden es als Einschränkung der Freiheit.
Es gibt keine klaren Regeln dafür, wann Sie mit dem Aufstellen von Weihnachtsschmuck beginnen können und wann die Weihnachtsmärkte eröffnen sollten. Wenn Sie den Toten oder den religiösen Traditionen der Protestanten Respekt zeigen wollen, ist es angemessen, Ihr Haus nach dem Volkstrauertag zu schmücken. Sie können aber auch schon früher schmücken und die Lichter nach dem Volkstrauertag anmachen.
Schlussfolgerung
Der Volkstrauertag und der Totensonntag erinnern daran, den Toten zu gedenken und die Vergangenheit zu respektieren. Aber sie sind zuallererst für die Lebenden und die Gegenwart wichtig.
In unserer Welt, in der für den Frieden gekämpft werden muss, erinnert uns der Volkstrauertag nicht nur an die Opfer vergangener Tragödien, sondern ruft uns auch dazu auf, die Ursachen der Gewalt zu verstehen und uns für eine friedliche Zukunft zusammenzuschließen. Der Totensonntag ist auch ein Tag der Hoffnung und des Glaubens an eine bessere Zukunft und ewiges Leben.