Veranstaltungen

Reformationstag in Berlin

Der Reformationstag ist ein wichtiger religiöser und kultureller Feiertag, der sich auf die Ereignisse bezieht, die den Lauf der Geschichte der gesamten westlichen Welt radikal verändert haben. In diesem Artikel befassen wir uns mit der Geschichte und Bedeutung des Feiertags und berichten über die Feierlichkeiten, insbesondere in Berlin.

von Samuel Schweiz

Inhaltsverzeichnis
Martin Luther

Martin-Luther-Denkmal am Neuen Markt in Berlin-Mitte (Foto aus dem Internet)

Viele Menschen verbinden den 31. Oktober mit Halloween, einem Feiertag, der aus Amerika zu uns gekommen ist. Aber das ist nicht der einzige Feiertag, der an diesem Tag begangen wird. Am 31. Oktober feiern wir auch den Reformationstag. Dieser Feiertag hat seine Wurzeln in der deutschen Geschichte. 

Warum feiern wir den Reformationstag: Geschichte der Reformation

Der Reformationstag am 31. Oktober und der Buß- und Bettag im November sind die einzigen ausdrücklich evangelischen Feiertage in der ganzen BR Deutschland. Doch was bedeutet der Reformationstag eigentlich?

Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Reformation „Umgestaltung“, „Erneuerung“.

Am 31. Oktober 1517 nagelte der deutsche Theologe Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Kirche in Wittenberg. In diesen Thesen übte er scharfe Kritik an der katholischen Kirche und protestierte hauptsächlich gegen den Ablasshandel. Dies war der Beginn der Reformation – einer großen Bewegung, die zur Entstehung eines neuen Zweigs des Christentums, des Protestantismus, führte und die religiöse Landschaft Europas veränderte.

Lutherstadt Wittenberg

Eine Illustration aus dem Jahr 1917 zeigt Martin Luther vor einer Kirche in Wittenberg

Foto von imago stock&people

Die Geschichte, dass Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Kirche genagelt hat, ist unbestätigt. Nachgewiesen ist jedoch, dass die Thesen 517 im Anhang eines Briefes an Erzbischof von Mainz und Magdeburg verschickt wurden. Der Brief blieb unbeantwortet, und Luther gab die Thesen an mehrere Bekannte weiter, die das Werk später veröffentlichten.

Martin Luthers Thesen sorgten landesweit für große Aufregung. Die Macht der Kirche im Mittelalter war unglaublich groß: Alle wichtigen Lebensbereiche standen unter ihrer Kontrolle. Vor allem aber lag das alleinige Recht, Sünden zu vergeben, in den Händen des Klerus. Der Verkauf von Ablassbriefen war eine hervorragende Einnahmequelle für den Papst und die Kirche: Das Geld wurde zum Beispiel für den Bau des Petersdoms in Rom verwendet.

In seinen Thesen betonte Martin Luther, die Vergebung der Sünden aller Menschen sei bereits mit dem Tod Christi vollbracht worden, und der Glaube an diese Gnade Gottes und die Dankbarkeit dafür seien entscheidend für die Erlösung des Menschen. Dies untergrub die Macht des Klerus, denn es entzog ihm die ausschließliche Befugnis zur Sündenvergebung. 

Ein weiterer zentraler Punkt der lutherischen Thesen war die ausschließliche Anlehnung an die Bibel. Dies war ebenso bahnbrechend: Die breite Bevölkerung konnte weder lesen noch schreiben, und die Bibel war nur in Latein verfügbar und wurde daher fast ausschließlich von den Geistlichen verstanden. Martin Luther machte sich also an die ehrgeizige Aufgabe, die Bibel in eine für das einfache Volk verständliche Sprache zu übersetzen. Damit leistete er einen unglaublichen Beitrag zur Modernisierung und Standardisierung der deutschen Sprache. 

Die Reformationsbewegung wurde auch durch den Buchdruck begünstigt, der etwa zur gleichen Zeit erfunden wurde und die massenhafte Verbreitung der Werke Luthers und seiner Anhänger ermöglichte.

Viele standen den Ereignissen in der römischen Kirche ebenso kritisch gegenüber wie Martin Luther. Luthers Thesen lösten heftige Debatten aus, die schließlich zu einer Kirchenspaltung führten.

Auf dem Reichstag in Regensburg 1541 wurde versucht, die Einheit der Kirche zu bewahren. Dies gelang jedoch nicht. Auch der Augsburger Religionsfrieden 1555 konnte die vielen verheerenden theologischen, politischen und schließlich militärischen Konflikte, wie die Bauernkriege und den Dreißigjährigen Krieg, nicht verhindern. 

Die Annäherung zwischen der katholischen und der protestantischen Kirche hat viele Jahre gedauert, aber heute versuchen beide Kirchen, trotz ihrer doktrinären Unterschiede, zusammenzuarbeiten.

Reformationstag als ein Feiertag

Die ersten Feierlichkeiten konzentrierten sich auf die Geburt und den Tod von Martin Luther (10. November und 18. Februar). Der Tag des Beginns der Reformation wurde bereits 1617 gefeiert, zumindest in protestantischen Regionen, aber erst 1667, 150 Jahre nach der Veröffentlichung von Luthers Thesen, legte Kurfürst Georg II. von Sachsen den 31. Oktober als Gedenktag fest.

Nach den Reformationsjubiläen 1717 und 1817 gewann der Reformationstag noch mehr an Bedeutung. In der Regel wurde der Reformationstag jedoch am ersten Sonntag nach dem 31. Oktober begangen, zum Beispiel in Preußen. In der Schweiz gilt der erste Sonntag im November immer noch als Reformationssonntag, aber die zentralen Figuren sind Huldrych Zwingli und Johannes Calvin, nicht Martin Luther.

In Thüringen wurde der Reformationstag bis 1921 als jährlicher Feiertag begangen. Danach wurde der Feiertag in der DDR in den meisten Bezirken bis 1966 begangen. 

2017 jährte sich die Reformation zum 500. Mal, und der Reformationstag war ein bundesweiter Feiertag. Die Bundesländer trafen diese Entscheidung angesichts der weltgeschichtlichen Bedeutung der Reformation. Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation fand in Lutherstadt Wittenberg ein zentraler Festgottesdienst und ein Festakt statt.

Reformationstag 2017 in Lutherstadt Wittenberg

Ist der Reformationstag ein Feiertag in Berlin?

Die Reformation prägte das moderne Berlin entscheidend mit. Die protestantische Ethik und die moralischen Werte, die nach Luthers Reformen aufkamen, beeinflussten die Entwicklung der Stadt und des Landes als Ganzes. Natürlich ist Berlin heute eine multikulturelle und säkulare Stadt, in der verschiedene Religionen und Weltanschauungen koexistieren. Die religiösen Werte, die während der Reformation geschaffen wurden, spielen jedoch weiterhin eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben.

Berliner Dom Reformationstag

2015 wurde der Berliner Dom im Rahmen des Festival of Lights mit Porträts berühmter Reformatoren beleuchtet

Bild von Rolf Zoellner / epd-Bild

Trotzdem ist der Reformationstag in Berlin kein offizieller Feiertag. Derzeit ist der Reformationstag nur in neun nord- und ostdeutschen Bundesländern ein offizieller Feiertag:

  • Brandenburg;
  • Bremen (seit 2018);
  • Hamburg (seit 2018);
  • Mecklenburg-Vorpommern;
  • Niedersachsen (seit 2018);
  • Sachsen;
  • Sachsen-Anhalt;
  • Schleswig-Holstein (seit 2018);
  • Thüringen.

Wichtig zu wissen: Berlin hat in den Jahren 2024 und 2025 zehn gesetzliche Feiertage. Das sind Neujahr (1. Januar), der Internationale Frauentag (8. März), Karfreitag (18. April 2025), Ostersonntag und Ostermontag (20. und 21. April 2025), 1. Mai, Christi Himmelfahrt (29. Mai 2025), Pfingstmontag und Pfingstsonntag (8. und 9. Juni 2025), Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) sowie die beiden Weihnachtstage (25. und 26. Dezember).

Der Unterschied bei den Feiertagen bedeutet, dass die Mitarbeiter von Brandenburger Unternehmen, die in Berlin tätig sind, am 31. Oktober weiterhin zur Arbeit verpflichtet sind. Dagegen sind die Mitarbeiter von Berliner Unternehmen, die für Unternehmen in Brandenburg tätig sind, nicht verpflichtet, am 31. Oktober zu arbeiten.

Reformationstag in Berlin feiern: Was kann man unternehmen?

Dass der Reformationstag in Berlin kein gesetzlicher Feiertag ist, bedeutet nicht, dass Sie ihn nicht feiern können. Im Jahr 2024 fällt der 31. Oktober auf einen Donnerstag. Für die Bewohner aller nördlichen Bundesländer (und insbesondere für die Brandenburger, die am nächsten sind) ist dies also eine besonders gute Gelegenheit für ein langes Wochenende in Berlin – sie können sich den Freitag, den 1. November, freinehmen und in die Hauptstadt fahren.

Berlin hat viel zu bieten: Sie können shoppen gehen, in ein Restaurant speisen oder die besten Sehenswürdigkeiten deutscher Hauptstadt erkunden. Aber es gibt auch Aktivitäten, die sich für den Feiertag besser eignen.

Zum Reformationstag werden manchmal Reformationsbrötchen gebacken. Dabei handelt es sich in der Regel um ein süßes Gebäck aus Hefeteig in Form der Lutherrose.

Der Reformationstag ist nicht durch besondere Feierlichkeiten gekennzeichnet, aber am 31. Oktober finden in einigen evangelischen Kirchen besondere Gottesdienste zum Gedenken an den Beginn der Reformation statt

Der Berliner Dom ist besonders sehenswert. Von 9 bis 18 Uhr steht er für Besichtigungen zur Verfügung, und von 12.30 bis 14.30 Uhr finden auch Standortführungen statt. Von 19 bis 20.30 Uhr findet hier der Festgottesdienst mit Abendmahl zum Reformationstag statt. Sie können also sowohl Zeit im Gebet verbringen als auch das schöne Architekturdenkmal genießen.

Berliner Dom

Berliner Dom innen

Foto aus fotocommunity.de

Die Spandauer Kirche St. Nikolai aus dem 13. Jahrhundert ist nicht weniger interessant. Die Kirchengemeinde betreibt auch ein Museum, das allerdings nur von Freitag bis Sonntag oder nach Vereinbarung geöffnet ist. Außerdem ist am 31. Oktober um 19 Uhr auch hier ein Festgottesdienst geplant. 

Nikolaikirche Spandau

Kirche St. Nikolai in Berlin

Foto von dpa

Sie können auch das Hugenottenmuseum im Französischen Dom am Gendarmenmarkt besuchen (Eintritt kostet bis zu 6 €). 

Schlussfolgerung

Die Reformation ist eine der wichtigsten politischen und geistigen Bewegungen in Europa. Sie war nicht nur eine Bewegung für religiöse Veränderungen, sondern auch für Befreiung und Aufklärung. Die Reformation markierte den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, und wir verdanken ihr viele der Vorteile, die wir heute genießen.

Obwohl der Reformationstag in Berlin kein gesetzlicher Feiertag ist, können Sie ihn dennoch in Dankbarkeit für das, was wir heute haben, begehen. Sie können sich über das historische und kulturelle Erbe der Protestanten und der deutschen Hauptstadt informieren oder an einem Gottesdienst teilnehmen, wenn Sie es für richtig halten. In jedem Fall aber haben Martin Luther und seine Anhänger eines der wichtigsten Kapitel der deutschen Geschichte geschrieben – sie sind unserer Erinnerung wert.