Wo leben die glücklichsten Deutschen?

Glück hängt von vielen Faktoren ab: Einkommen, soziale Beziehungen, Sicherheit und Lebensqualität. In Deutschland wird es regelmäßig in Studien wie dem Glücksatlas der Deutschen Post sowie in nationalen und internationalen Umfragen gemessen.

Die Untersuchung regionaler Unterschiede hilft zu verstehen, wo die Menschen besser leben und welche regionalen Lebensbedingungen zum Wohlbefinden der Bevölkerung beitragen. Dies ist besonders wichtig für die Politik, die Planung und persönliche Entscheidungen über einen Umzug oder den Lebensstil.

In diesem Artikel werde ich erklären, wie Glücksrankings erstellt werden, wie die aktuelle Zufriedenheit mit dem Leben in den Bundesländern aussieht, und praktische Tipps geben, wie man sein eigenes Glück unabhängig vom Wohnort beeinflussen kann.

Wie entsteht das Ranking der glücklichsten Städte?

Die Glücksrankings deutscher Städte basieren auf einer Kombination aus subjektiven Bewertungen der Einwohner und objektiven sozioökonomischen Daten. Grundlage dieser Untersuchungen ist das Konzept der „Lebenszufriedenheit”, das ein wichtiger Indikator für das subjektive Wohlbefinden ist. Die wichtigste Quelle für diese Daten ist der jährliche Glücksatlas, der von der Deutschen Post in Zusammenarbeit mit den führenden Meinungsforschungsinstituten Allensbach und Ipsos erstellt wird.

Hier sind einige Fakten zur Methodik der Glücksmessung:

• Im Zeitraum von Juli 2024 bis Juni 2025 wurden 13.905 Personen im Alter von 16 Jahren befragt, die ihre allgemeine Lebenszufriedenheit auf einer 11-Punkte-Skala (von 0 – „völlig unzufrieden“ bis 10 – „vollkommen zufrieden“) bewerteten.
• Separat bewerteten im Juni 2025 5.148 Befragte bestimmte Lebensbereiche: Arbeit, Einkommen, Familie, Freizeit.
• Die Umfragen sind hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung und Wohnort repräsentativ.

Zu diesen subjektiven Daten kommen objektive Indikatoren hinzu, die es ermöglichen, die Wahrnehmung mit den tatsächlichen Lebensbedingungen zu vergleichen.

Die wichtigsten Kriterien für die Bewertung des Glücks sind:

1. Gesundheit. Der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen, die Dauer eines gesunden Lebens und das allgemeine körperliche Wohlbefinden stehen in direktem Zusammenhang mit der Zufriedenheit mit der Gesundheit und der Freizeit und damit mit der Lebenszufriedenheit. Städte mit einer hohen Dichte an Ärzten, Apotheken und Sportinfrastruktur sind im Vorteil.
2. Finanzen. Obwohl ein hohes Einkommen das Glück und die Lebenszufriedenheit in Deutschland erhöht (insbesondere beim Übergang von Armut zu einem mittleren Einkommensniveau), nimmt sein Einfluss ab, sobald eine bestimmte Schwelle erreicht ist. Wichtiger sind relativer Wohlstand und die Möglichkeit, die Grundbedürfnisse ohne Stress zu decken. In reichen Städten werden hohe Einkommen oft durch teure Wohnungen und Lebenshaltungskosten „aufgefressen”.
3. Arbeit. Eine feste Anstellung, eine gute Work-Life-Balance, Aufstiegsmöglichkeiten und ein respektvolles Arbeitsumfeld sind wichtige Faktoren. Selbst in wirtschaftlich stabilen Städten beeinträchtigen Stress, Überlastung und lange Arbeitswege das allgemeine Wohlbefinden.
4. Soziale Kontakte. Menschen, die enge Beziehungen zu ihrer Familie, ihren Freunden und ihrer Gemeinschaft haben, fühlen sich glücklicher. In Großstädten kommt es trotz der hohen Bevölkerungsdichte häufiger zu sozialer Isolation, insbesondere bei alleinstehenden Einwohnern.
5. Sicherheit. Sowohl objektive (niedrige Kriminalitätsrate) als auch subjektive (Gefühl der Sicherheit) Sicherheit spielen eine entscheidende Rolle. Städte mit geringer Gewalt- und Vandalismusrate erhalten höhere Bewertungen.
6. Umwelt. Auch der Einfluss der Natur, der Umwelt und der Infrastruktur darf nicht unterschätzt werden. Saubere Luft, geringer Lärm, Parks und Erholungsgebiete in der Natur sind in einem städtischen Umfeld besonders wichtig. Studien zeigen, dass schon kurze Spaziergänge in Grünanlagen die Stimmung deutlich verbessern und Stress reduzieren.

Bei der Ermittlung der glücklichsten Regionen Deutschlands wird besonderer Wert auf die gleichmäßige Verteilung des Glücks innerhalb einer Stadt gelegt. An Orten, an denen einige Einwohner sehr zufrieden mit ihrem Leben sind, andere jedoch äußerst unzufrieden, ist das durchschnittliche Glücksniveau niedriger.

Solche Städte leiden unter:

• sozialer Fragmentierung;
• mangel an gemeinsamen Räumen und Veranstaltungen;
• einem Gefühl der Entfremdung bei weniger wohlhabenden Gruppen.

Echtes urbanes Glück bedeutet also nicht nur ein hohes Einkommen, sondern auch Inklusion, Barrierefreiheit und Lebensqualität für alle im Alltag.

Das Ranking der glücklichsten Städte ist somit eine umfassende Bewertung der Bedingungen, unter denen sich Menschen sicher, respektiert und mit anderen verbunden fühlen können.

Die glücklichsten Bundesländer: aktuelle Rangliste

Laut dem Glücksatlas 2025, der auf einer Befragung von 13.905 Personen in ganz Deutschland und der Auswertung von 23.468 Interviews in den 40 größten Städten basiert, gibt es nicht nur zwischen den Großstädten, sondern auch zwischen den Bundesländern Unterschiede im Glücksniveau. Die Lebenszufriedenheit wird auf einer Skala von 0 bis 10 gemessen, wobei 10 für „vollständige Zufriedenheit” steht.

Nachfolgend finden Sie eine Rangliste der deutschen Bundesländer, in denen Glück ein messbarer Zustand ist, der durch Daten untermauert wird:

1. Hamburg – 7,33 Punkte. Spitzenreiter der Rangliste. Hohe Lebenszufriedenheit dank junger Bevölkerung, stabiler Wirtschaft, ausgezeichneter Infrastruktur und geringem Stressniveau trotz des Status als Großstadt.
2. Bayern – 7,21 Punkte. Starke Position aufgrund des wirtschaftlichen Wohlstands und der niedrigen Kriminalitätsrate. Das Ranking der glücklichsten Städte dieses Bundeslandes zeigt, dass die Stadt Augsburg (7,33 Punkte) das bescheidenere Ergebnis von München (6,84 Punkte) ausgleicht.
3. Rheinland-Pfalz – 7,21 Punkte. Deutlicher Anstieg gegenüber 2024 (+0,10). Aachen (7,33) und Mainz (7,01) zeigen, dass Glück hier auf einem angenehmen städtischen Umfeld und bezahlbarem Wohnraum basiert.
4. Nordrhein-Westfalen – 7,19 Punkte. Die Region mit den meisten Städten in den Top 10: Krefeld (7,39), Düsseldorf (7,36), Mönchengladbach (7,22) und Duisburg (7,20). Köln liegt etwas zurück (6,91) und belegt nur Platz 24. Aber selbst bei diesen Werten werden Sie, wenn Sie sich fragen, was Sie in Köln unternehmen können, sicherlich von den Möglichkeiten dieser Stadt überrascht sein.
5. Schleswig-Holstein – 7,12 Punkte. Zum ersten Mal seit 2021 ist ein Rückgang zu verzeichnen (–0,11 im Vergleich zu 2024). Dennoch sind die Einwohner weiterhin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit in Deutschland (7,52) und ihrem Familienleben.
6. Thüringen – 7,12 Punkte. Eine der wichtigsten „aufstrebenden” Regionen: Wachstum um +0,22 Punkte pro Jahr. Erfurt (7,27) mit seinem geringen Lärmpegel, seinen Grünflächen und erschwinglichen Mieten ist zum Symbol für einen neuen Ansatz für Wohlstand im Osten geworden.
7. Brandenburg – 7,10 Punkte. Stabiles Wachstum und Verbesserung der Position. Zeigt eine positive Dynamik innerhalb der ostdeutschen Bundesländer.
8. Niedersachsen – 7,10 Punkte. Geringes Wachstum (+0,08 im Vergleich zu 2024). Das Gesamtniveau hat jedoch noch nicht den Höchststand der 2010er Jahre erreicht. Familien und Stadtbewohner fühlen sich besser als ältere Menschen und Landbewohner.
9. Baden-Württemberg – 7,09 Punkte. Bei einem hohen objektiven Lebensstandard in Deutschland (Infrastruktur, Einkommen, Umwelt) bleibt das subjektive Wohlbefinden moderat.
10. Hessen – 7,02 Punkte. Rückgang gegenüber den Vorjahren (2019: 7,31 Punkte). Frankfurt am Main (6,65) drückt aufgrund der hohen urbanistischen Belastung auf den Gesamtwert.
11. Sachsen-Anhalt – 6,99 Punkte. Stabile Position im unteren Bereich der ersten Hälfte der Rangliste. Allmähliche Verringerung des Abstands zu den westlichen Bundesländern.
12. Sachsen – 6,96 Punkte. Leichter Anstieg (+0,09 gegenüber 2024), aber immer noch unter dem Landesdurchschnitt.
13. Bremen – 6,89 Punkte. Trotz seiner Kompaktheit und seiner entwickelten Wirtschaft leidet es unter sozialer Ungleichheit und urbanem Stress.
14. Berlin – 6,83 Punkte. Viele erwarten vielleicht hohe Ergebnisse von Berlin, aber Umfragen haben gezeigt, dass die deutsche Hauptstadt in Sachen Glück weiterhin zu den Außenseitern gehört. Die hohen Lebenshaltungskosten, der Lärm und die soziale Fragmentierung gleichen die Vorteile der Metropole aus.
15. Saarland – 6,78 Punkte. Anhaltend niedrige Werte, obwohl das Bundesland 2019 noch unter den Top 5 war. Der starke Rückgang in der Zeit nach der Pandemie konnte nicht überwunden werden.
16. Mecklenburg-Vorpommern – 6,06 Punkte.
    Absoluter Außenseiter mit einem neuen historischen Tiefstand. Besonders niedrig sind die Bewertungen bei Männern über 60 Jahren und alleinstehenden Einwohnern. Die Situation in Mecklenburg (5,88) ist deutlich schlechter als in Vorpommern (6,75).

Die Glückskarte für ganz Deutschland ist ein komplexes Muster, in dem der Qualitätsindex deutscher Städte, soziale Bindungen und das Gefühl der Stabilität eine entscheidende Rolle spielen. Und obwohl der Abstand zwischen den Spitzenreitern und den Schlusslichtern weiterhin deutlich ist, deutet der allgemeine Trend auf eine allmähliche Annäherung der Regionen und eine Stärkung des subjektiven Wohlbefindens im ganzen Land hin.

Unterschiede zwischen Stadt und Land: Wo lebt man in Deutschland am glücklichsten?

Obwohl die Frage „Sind Menschen in der Stadt oder auf dem Land glücklicher?“ nicht eindeutig zu beantworten ist, lassen sich anhand der Daten des Glücksatlas 2025 und anderer Studien und Umfragen zum Thema Glück klare Trends unter Berücksichtigung der Größe der Siedlungen und regionaler Besonderheiten erkennen.

Die glücklichsten Deutschen leben meist weder in den Hauptstädten noch in der abgelegenen Provinz, sondern in mittelgroßen Städten im Süden und Westen des Landes, wo es gelingt, ein Gleichgewicht zwischen Möglichkeiten und Lebensqualität im Alltag zu finden. Dabei bleibt das sogenannte „städtische Paradoxon” bestehen: Trotz des geringeren subjektiven Wohlbefindens streben die Menschen weiterhin in die Metropolen, um Karriere zu machen und ihr Einkommen zu verbessern. Die Entscheidung über den Wohnort wird oft von rationalen Überlegungen bestimmt, führt aber nicht immer zum persönlichen Glück.

Tipps: Wie kann man sein Glück beeinflussen?

Obwohl der Wohnort tatsächlich Einfluss auf die Lebenszufriedenheit in Deutschland hat, wie die Daten des Glücksatlas zeigen, ist er keineswegs entscheidend. Tatsächlich hängen bis zu 50 % unseres subjektiven Wohlbefindens von persönlichen Entscheidungen, Gewohnheiten und Denkweisen ab und nicht von äußeren Umständen. Selbst wenn Sie in einer Großstadt mit hohen Lebenshaltungskosten oder in einer Region mit eingeschränkter Infrastruktur leben, können Sie Ihr Glücksempfinden bewusst und gezielt steigern.

Hier sind einige praktische, wissenschaftlich fundierte Tipps:

1. Pflegen Sie soziale Kontakte. Eine der stärksten Korrelationen mit Glück sind gute Beziehungen: zu Familie, Freunden, Kollegen, Nachbarn. Menschen, die sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen, leiden seltener unter Angstzuständen und Depressionen. Versuchen Sie, regelmäßig „live” zu kommunizieren, Interesse an anderen zu zeigen, zu helfen und offen zu sein. Selbst ein einfaches Gespräch mit einem Nachbarn oder die Teilnahme an lokalen Initiativen kann das Zugehörigkeitsgefühl stärken.
2. Vergleichen Sie sich weniger mit anderen, insbesondere in sozialen Netzwerken. Das Glück leidet weniger unter dem absoluten Einkommensniveau als unter dem Gefühl, dass es anderen „besser” geht. Soziale Netzwerke verstärken diesen Vergleich, indem sie die Illusion eines perfekten Lebens der Menschen in Ihrer Umgebung schaffen. Versuchen Sie, die Zeit im digitalen Raum zu reduzieren oder eine „digitale Entgiftung” zu praktizieren. Sie werden überrascht sein, wie viel ruhiger Ihr innerer Hintergrund wird.
3. Bewegen Sie sich und verbringen Sie Zeit in der Natur. Körperliche Aktivität (selbst ein gewöhnlicher Spaziergang) regt die Ausschüttung von Endorphinen an und senkt den Stresspegel. Besonders stark wirkt sich der Aufenthalt an der frischen Luft aus: in Parks, Wäldern, an Gewässern. Studien zeigen, dass bereits 20 Minuten in einer grünen Umgebung die Stimmung deutlich verbessern. Wenn Sie in der Stadt leben, suchen Sie den nächstgelegenen Park auf, und wenn Sie auf dem Land leben, nutzen Sie diesen Vorteil.
4. Üben Sie sich in Dankbarkeit. Achten Sie regelmäßig auf das, was Sie bereits haben: Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, liebe Menschen. Sie können ein „Dankbarkeitstagebuch” führen und jeden Abend drei Dinge aufschreiben, für die Sie dankbar sind. Diese einfache Übung lenkt den Fokus vom Mangel auf den Überfluss und verändert mit der Zeit die Wahrnehmung der Realität.
5. Gehen Sie mit Stress um und lernen Sie, „Nein” zu sagen. Überlastung, chronische Müdigkeit und ständige Hektik sind die größten Feinde des Glücks. Lernen Sie, Prioritäten zu setzen, Aufgaben zu delegieren und Ihre persönliche Zeit zu schützen. Selbst kleine Rituale wie eine Tasse Tee ohne Telefon, Lesen vor dem Schlafengehen oder Stille am Morgen schaffen ein Gefühl der Kontrolle und Ruhe.
6. Investieren Sie in Erlebnisse statt in Dinge. Reisen, Konzerte, Kurse, gemeinsame Abendessen – solche Investitionen bringen längerfristige Freude als der Kauf von Kleidung oder Technik. Erlebnisse schaffen Erinnerungen, stärken Beziehungen und erweitern den Horizont.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Wohnort nur einer von vielen Faktoren ist, aber bei weitem nicht der wichtigste für das Glück. Sie müssen nicht in die glücklichsten Städte Deutschlands, Kassel oder Hamburg, ziehen, um glücklich zu sein. Faktoren für Glück wie Familie, Arbeit und Gesundheit sind zweifellos wichtig, aber viel wichtiger sind Ihre täglichen Gewohnheiten, Ihre innere Einstellung und Ihre Fähigkeit, das Gute im Hier und Jetzt zu sehen. Glück ist kein Ziel, sondern eine Lebenseinstellung, was bedeutet, dass man auch an einem Ort glücklich sein kann, der auf den ersten Blick dafür ungeeignet erscheint